Höhepunkte:
"Geschichte einer Nonne" (1959, K 1 14.35) ist ein Edeldrama
von Fred Zinneman um die durchsetzungsfähige Nonne Gabrielle
(Audrey Hepburn). Ein Arzt aber setzt ihr einen Floh ins Ohr und sie
bekommt Zweifel an ihrer Entscheidung, ins Kloster zu gehen.
Mit
Baz Luhrmann darf man seine Probleme haben, nicht nur als Purist.
Hier schmeißt er die Zeiten, die Musiken, die Tanz- und Filmstile aufs
Wildeste durcheinander. Im Musical "Moulin Rouge" (2001, RTL 20.15)
mittendrin: die Nicht-Tänzer und Nicht-Sänger Nicole Kidman
und Ewan McGregor. Unsere
Kritik: "Moulin Rouge ist
ein wahrer Schmelztiegel an Einflüssen, Anspielungen, Ideen,
Herkünften. Differenzen werden rigoros platt gemacht, Musik und Tanz
und Plotmomente von anderswoher werden mit mehr Gewalt als Verständnis
an sich gerissen eher als angeeignet."
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Eine sehr viel straightere Sache: Der Western "El Perdido"
(BR 21.45) von Robert Aldrich, der sich manches traut.
Ein
Riesenerfolg und die ersten zwanzig Minuten schrieben mutmaßlich
Filmgeschichte: "Der Soldat James Ryan" (1998, PRO 7 22.35) - wir
schrieben:
"Diese ersten zwanzig Minuten, die von der Kritik sehr
gefeiert werden, stellen so etwas wie die filmische Rhetorik des Realismus
in Reinform dar. Wie schon in Schindlers Liste, gehen Spielbergs
Vorstellungen von Repräsentation in Bildern nicht ein Jota darüber
hinaus. Diese Rhetorik ist, buchstäblich wie metaphorisch, eine
Rhetorik der Großaufnahmen."
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Samuel
Jackson ist im Haithriller "Deep Blue Sea" (1999, RTL 22.40) schneller
tot als Sie schauen. Überhaupt fragt sich bei dieser Sorte Dezimationsfilm,
wer wohl am längsten überleben wird: Thomas Jane (demnächst
als "Punisher" bei uns auf der Leinwand), Saffron Burrows oder LL Cool
J. Einen artverwandten Film hat Regisseur Renny Harlin gerade
mit "The Mindhunters" gedreht.
Der hier ist aber besser. (Und in unserer
Kritik hieß
es: "Deep Blue Sea ist ein Kompositum aus drei
Filmen: Die Höllenfahrt der Poseidon, Alien und Jurassic
Park.")
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Sehr
hübsch, sehr sehr hübsch ist "Lust auf anderes" (2000, SWR
23.50), das Regiedebüt von Agnes Jaoui, die für ihren neuesten
Film "Comme une image" gerade in
Cannes den Drehbuch-Preis erhielt.
Unsere Kritik: "Der Konflikt,
um den es geht, ist klar umrissen: Bildungsbürgertum trifft auf Arbeitswelt,
der Culture Clash von Theater und verarbeitender Industrie und seine
Folgen. Der Unternehmer Castella geht - unwillig, natürlich - ins Theater
und ist verzaubert von der Hauptdarstellerin. Die Hauptdarstellerin gibt
nebenbei Englischstunden und gerät so an Castella. Seine deutlicher
werdende Liebe macht sie rat- und hilflos, sie reitet längst noch auf
ihrem hohen Ross eingebildeter Überlegenheit, als er schon beginnt,
sein ganzes Leben umzuwerfen."
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Hongkong-Action der feineren Art verspricht "Jiang-Hu:
Magie des Schwertes" (1993, PRO 7 1.45), der am Muster von "Romeo
und Julia" entlangerzählt ist.
Einen Blick wert oder mehr:
Schöner Titel "Monster des Grauens greifen an" (1970,
K 1 11.20). Amöben-Trash aus dem Weltall hat es auf uns abgesehen.
Kult-Regisseur Ishiro Honda hat die Bilder.
Der
Finne Renny Harlin (demnächst mit
"The Mindhunter" im Kino und, siehe
oben, bei den Kollegen von RTL heute nochmal zugange) gehört zu den
Genre-Regisseuren, die dringend gutes Material brauchen (das beste bekam
er bei "Tödliche Weihnachten" mit seiner damaligen Frau Geena Davis),
um gute Filme zu drehen. Sonst ist er zu Schrott der unteren
Qualitätsklassen fähig. Darum soll es sich auch bei "Driven"
(PRO 7, 20.15 PRO 7) handeln, aber stupid German money paar hier ganz
apart Sylvester Stallone im Abendrot seiner Karriere und Til
Schweiger, der in den USA nie so recht und mit sowas erst recht nicht
ein Bein auf den Boden bekam.
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Eher eine Enttäuschung, aber eine halbwegs
sehenswerte ist Anthony Minghellas "Der talentierte Mr. Ripley" (1999,
SAT.1 20.15) . Hier das Ende unsere Kritik
von der Berlinale 1999: "Um welch einen faszinierenden Stoff es sich bei
The Talented Mr. Ripley handelt, ist Anthony Minghellas Film noch
anzusehen. Viele Möglichkeiten aber verschenkt er, oder
eher: erstickt er in der Wohlgesetztheit seines Erzählens. Wie schon
dem sterbenslangweiligen Englischen Patienten fehlt auch Minghellas
neuem Film jegliches Temperament. Er ist elegant, exzellent
ausgestattet, zeigt schöne Bilder von schönen Orten, schöne
Menschen in schöner Umgebung, aber all die Bilder, all die sorgfältig
ausgewählte und platzierte Musik halten einen auf jener Sorte von Distanz,
die mit Reflexion nie und nimmer, mit Langeweile aber sehr wohl zu
verwechseln ist."
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Ganz sicher nicht Hitchcocks bester Film ist "Topas"
(1969, K 1 0.30), aber noch der schlechteste (und der ist er dann vielleicht
doch nicht) ist natürlich einen Blick wert. Oder mehr.
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